04. und 11.02.2014
Dr. Jakob Knaus
Béla Bartók und Zoltán Kodály – Zwei ungarische Komponisten
Beide Komponisten engagierten sich musikalisch nachhaltig für Ungarn und sein Liedgut
Die beiden ungarischen Komponisten und ihr musikalisches Oeuvre sind auf dem Hintergrund der politischen Situation des damaligen Vielvölkerstaates der Habsburgermonarchie und dessen Situation im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zu betrachten und zu verstehen. Beide Komponisten leisteten einen grossen Beitrag für das Bewusssein und den Erhalt des musikalischen Volksgutes, insbesondere durch das Sammeln von tausenden Volksliedern. Dieses Engagement ist einem breiten Publikum vielleicht weniger bekannt, als das in den Musiksälen gespielte Konzert für Orchester von Béla Bartók und die Tänze aus Galanta von Zoltán Kodály. Dr. Jakob Knaus führte die zahlreiche Zuhörerschaft durch das musikalische Werk dieser beiden für das Nationalbewusstsein Ungarns wichtigen Vertreter. Der Referent verstand es erneut, mit fundiertem Wissen und vielen Musikbeispielen eine für die Musikgeschichte bedeutsame Zeit lebendig werden zu lassen.
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18.03.2014
Prof. Dr. Dr. h.c. Arnold Benz
Das Universum - näher als wir denken
Neueste Erkenntnisse zum Universum, zu kosmischen Entwicklungen in Vergangenheit und Zukunft
Der bekannte und fachlich hoch dekorierte Referent verstand es, in allgemeinverständlicher Weise die neuesten Erkenntnisse über das Universum einem zahlreich anwesenden, interessierten Publikum näherzubringen. Das Universum ist nicht statisch und auch heute und jederzeit entstehen neue Sterne und ältere kommen zu ihrem Ende. Das Universum ist in Bewegung und entwickelt sich stets weiter. Damit neue Sterne mit Planeten, mit lebensnotwendigen Elementen wie Sauerstoff und Kohlenstoff und auch schwereren Elementen, entstehen können, braucht es verschiedene aufeinanderfolgende kosmische Bedingungen und Entwicklungen. Die Entstehung des Menschen geschah dabei in diesem über Jahrmilliarden ablaufenden Prozess in allerletzter Zeit. Wir dürfen staunend beobachten, dass diese Entwicklungen in wunderbarer, kosmischer Ordnung stattfinden. Der Referent betonte, dass der Mensch angesichts dieser kosmischen Gesetzmässigkeit auch Hoffnung haben darf. Vom Referenten verfasste populärwissenschaftliche Bücher, wie „Kreatives Universum“ und „Das geschenkte Universum“, mögen Interessierten weiterführende Informationen bieten.
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31.03.2014
Dr. Jörg Richter M.A.
Stilepoche Romanik
Kunst der Kaiser, Klöster und Städte
Charles de Gerville (1769-1853) prägte im Jahre 1818 den Begriff „Romanik“ für die Stilepoche, die in Anlehnung an das römische Imperium Stilelemente aus jener Zeit übernahm. Blütezeit der Romanik waren die Jahre von 1000 bis ca. 1250. Die romanische Kunst drückte sich vor allem in der Architektur, aber auch in der Plastik und in der Malerei aus. Typisch für die romanische Baukunst sind Rundbögen, dicke festungsartige Mauern mit kleinen Fenstern sowie Würfelkapitelle auf den Säulen. Der Referent begann seine Ausführungen mit Friedrich I, Barbarossa (1122-1190), und dessen Büste in Form des Cappenberger Barbarossakopfes(Otto von Cappenberg 1100-1171, Taufpate von Barbarossa). Er wies auf die Bedeutung der damaligen römisch-deutschen Kaiser und Könige hin, die keinen festen Regierungs- und Wohnsitz innehatten, sondern mit ihrem Hofstaat herumreisend die Regierungsgeschäfte in den Königspfalzen besorgten. Ihre Macht kam in weltlichen und kirchlichen repräsentativen Bauwerken im ganzen Reich zur Geltung. Die grossen Kathedralen dienten ihrer Grablegung und sollten auch deutlich machen, dass die Kaiser und Könige ihren Machtanspruch direkt von Gott ableiteten (dei gratia rex). Die kirchliche romanische Baukunst und deren Stilelemente demonstrierte der Referent anhand verschiedener Kathedralen und Kirchen, wie dem Dom zu Speyer, dem Mainzer Dom, Halberstadt, Quedlinburg, Königslutter u.a. Einige Stilelemente haben eine auffallende Ähnlichkeit mit italienischen Bauwerken, weil Bauleute aus Italien auch nördlich der Alpen ihre Tätigkeit entfalteten. Mönchsorden, vor allem die Benediktiner und ihre Klöster, insbesondere das in romanischem Baustil errichtete Abteikloster von Cluny im Burgund, hatten eine grosse Ausstrahlung und eine Breitenwirkung durch die Gründung einer Vielzahl von Prioratsklöstern in ganz Europa. Von Cluny und dem Kloster Hirsau ging auch die cluniazensische Reformbewegung aus, die für eine Rückbesinnung auf das einfache Klosterleben stand und damit auch einen einfacheren kirchlichen Baustil nach sich zog. Bekannte romanische Klöster in der Schweiz stehen in Payerne und Romainmôtier (Gründungen durch Cluny), in Schaffhausen (Kloster Allerheiligen) und in Müstair (romanische Fresken). Mit der Entwicklung des Handels und des Handwerks im 11./12. Jahrhundert begannen die Städte eine grössere Rolle zu spielen und es wurden zahlreiche Burgen errichtet, einerseits zur Verteidigung, andererseits auch als Statussymbol.
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08.04.2014
Dr. Richard Nemec M.A.
Stilepoche Gotik
Architektur: Akteure und Orte in der Zeit der Gotik
Die Stilepoche der Gotik wurde in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich beurteilt. J. W. von Goethe (1749-1832) kam während seiner Studienzeit in Strassburg mit dem dortigen Strassburger Münster in Berührung und verfasste 1773 die Schrift „Von Deutscher Baukunst“, wo er seine persönliche Vorstellung von Kunst darlegte, indem er das Strassburger Münster und dessen angeblich alleinigen Erbauer, Erwin von Steinbach (1244-1318), der französischen Architektur gegenüberstellte und das Strassburger Münster (und Erwin von Steinbach) als idealtypisch und als „wahre“ Kunst ansah. Der Begriff „Gotik“ wurde von Giorgio Vasari (1511-1574) geprägt, weil Vasari diesen vorwiegend im Norden angesiedelten Baustil in Gegensatz zur italienischen Kunst stellte, die sich auf das klassische Altertum stützte. Er bezeichnete deshalb diesen anderen Baustil als „gotisch“ (barbarisch, fremdartig). Die gotische Architektur hatte ihre Wurzeln in Frankreich. Abt Suger (1081-1151) gilt als treibende Kraft und die Kirche in Saint Denis bei Paris zeigte als erste die neuen gotischen Stilelemente. Typisch für die Gotik sind der Spitzbogen, das Kreuzrippengewölbe und ein äusserliches Strebewerk. Der gotische Baustil beeindruckt mit seiner himmelstrebenden Leichtigkeit und er versuchte die Wände mit grossen lichtbringenden Fenstern aufzulockern. Bunte Glasfenster ersetzten die bemalten Wände romanischer Kirchen und bringen das als göttlich empfundene Licht in den gotischen Innenraum. Die der Gotik vorausgehende Baukunst, die Romanik, ist in vielen Kathedralen aber noch sichtbar, weil im Mittelalter häufig über Jahrhunderte bis zur Vollendung der Bauwerke gebaut wurde und sich so Neues an Altes fügte. Der Baustil entwickelte sich im Laufe der Zeit und man unterscheidet eine Früh-, eine Hoch- und eine Spätgotik. Die damaligen ausführenden Werkmeister sind namentlich bekannt, sie reisten in ganz Europa umher und übernahmen Stilelemente bestehender Bauwerke für die von ihnen errichteten Kirchen und Kathedralen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich Bauelemente, Fenster und Verzierungen an unterschiedlichen Orten (z.B. Berner und Ulmer Münster) sehr ähnlich sind. Teilweise waren auch die gleichen Werkmeister mit ihren Familien im damaligen Heiligen Römischen Reich an verschiedenen Baustellen tätig. Die Familie Parler machte sich in Schwäbisch-Gmünd (Heilig-Kreuz-Münster), in Nürnberg (St. Sebaldus) und in Prag (Veitsdom) einen Namen, die Familie Ensinger stellte mit Matthäus (1390-1463) und Ulrich (1350-1419) ebenfalls bekannte Baumeister, die in Strassburg, in Bern (Münster) und in Ulm (Münster) tätig waren. Der Referent kam anektotisch zum Schluss seines Vortrages auf den damaligen Schultheiss von Bern, Thüring von Ringoltingen (1415-1483) zu sprechen, der sich für den Münsterbau in Bern verdient machte, aber auch nach französischer Vorlage die Erzählung „Melusine“ schrieb.
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27.05.2014
Charles Stünzi, lic. phil.
Nicht nur Shakespeare... Wendepunkte der englischen Literatur - auch für nicht Englischsprechende
Der Referent ging das Wagnis ein, vier wichtige Wendepunkte der englischen Literaturgeschichte in einer Stunde vorzustellen. Der anwesende Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger hielt nach der offiziellen Einführung eine kurze, humorvolle Rede auf den mit ihm befreundeten Referenten. Charles Stünzi begann seine Ausführungen mit dem Altenglischen, der Sprache der Angelsachsen, in welcher das Heldenepos „Beowulf“ (entstanden um 700) geschrieben ist. Dessen Geschehen spielt vor historischem Hintergrund in Dänemark. In diesem Werk stehen – typisch für jene Zeit kurz nach der Christianisierung Englands - christliche und heidnische Ideen und Werte teils unvermittelt Seite an Seite. Mit der normannischen Invasion durch Wilhelm den Eroberer aus Frankreich begann im Jahre 1066 eine neue Epoche der englischen Geschichte und Sprache. Durch die zunehmende Durchmischung der normannisch-französischen Sprache der Oberschicht mit den angelsächsischen Dialekten des einfachen Volkes entstand die mittelenglische Sprache. Geoffrey Chaucer (1342-1400) erhob diese Sprache durch seine „Canterbury Tales“ und sein übriges Werk zur Literatursprache, welche von nun an die diversen Dialekte ersetzte, und revolutionierte die englische Literatur auch sonst in verschiedener Hinsicht. So machte er durch die Einführung kontinentaler Themen und Formen die englische Literatur zu einer europäischen Literatur, und er leitete durch die starke Individualisierung seiner Figuren die neuzeitliche Literaturepoche ein. In einem dritten Kapitel skizzierte der Referent das Literaturverständnis der englischen Romantik (um 1800) und arbeitete anhand einer Interpretation von William Wordsworths berühmtem Gedicht „The Daffodils“ das semantische Grundmuster traditioneller Literatur heraus, welches nach ca. 1900 durch die radikal anderen Tiefenstrukturen der literarischen Moderne abgelöst wurde. Diese Strukturen exemplifizierte der Referent anhand zweier experimenteller Gedichte des Amerikaners E. E. Cummings (1894-1962). Dass er aus Zeitgründen auf Ausführungen über einen weiteren wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der englischen Literatur, nämlich die Renaissance mit William Shakespeare, verzichten musste, versteht sich von selbst. Ein interessanter und lehrreicher Abend!
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29.06.2014
Kunst-Kulturreise Polen/Masurische Seenplatte Juni 2014
Der Vortragsverein führte seine diesjährige Kunst- und Kulturreise nach Polen bzw. in die Masurische Seenplatte durch. Die Reiseteilnehmer liessen sich begeistern von einem Land mit einer reichen, bewegten und und für Europa wichtigen Geschichte, einem Land mit vielen Kunstschätzen und einer bezaubernden, paradiesischen Landschaft mit sanften Hügeln und blauen Seen und in weiten Teilen des Landes unendlichen, fruchtbaren Ebenen mit einem weiten Himmel und malerischen Wolkengebilden. Die Masuren gehörten bis 1945 zu Ostpreussen und trugen deutsche Namen. Auch Schlesien war deutsch und Breslau war die Hauptstadt Niederschlesiens. Bewundernswert sind die Bemühungen und Erfolge, die der Staat Polen beim Wiederaufbau vieler historischer Städte geleistet hat. Warschau war zu 85% zerstört, beeindruckt aber durch wieder aufgebaute Stadtteile. Der Marktplatz, das Königsschloss und die Nationalgalerie mit vielen mittelalterlichen Skulpturen und Dreiflügelaltären wurden besucht und bewundert. Krakau und Breslau waren im Mittelalter und bis in die Neuzeit Zentren mit einer reichen Kunst und Kultur und einem wirtschaftlich erfolgreichen und begüterten Bürgertum. Die älteste Universität in Polen, die Jagiellonen-Universität in Krakau wurde 1364 vom polnischen König Kasimir dem Grossen gegründet. Zu ihren berühmtesten Absolventen zählen der Astronom Nikolaus Kopernikus und Papst Johannes Paul II. Der wieder erbaute historische Marktplatz und besonders die Marienkirche mit dem weltberühmten Veit-Stoss-Altar sind einzigartig. Ebenso hinterliessen der Marktplatz und das imposante Rathaus in Breslau bei den Reisegruppen tiefe und bleibende Eindrücke. Auch die Breslauer Universität mit ihrer barocken, sehenswerten Aula Leopoldina hatte namhafte Absolventen, wie den Physiker Max Born, den Chemiker Paul Ehrlich, weiter Erwin Schrödinger und Edith Stein. Am Matthias-Gymnasium in Breslau studierte Joseph von Eichendorff. Der zweite Weltkrieg begann in Danzig auf der Westerplatte mit dem Beschuss durch das Schlachtschiff Schleswig-Holstein am 1. September 1939 um 4.45 Uhr. Die Stadt wurde stark zerstört, aber die Altstadt und der Hafen in bewundernswerter Weise wieder originalgetreu aufgebaut. Die Danziger Werft und die Gewerkschaft Solidarnosc mit ihrem Gewerkschaftsführer Lech Walesa waren Ausgangspunkt für den Fall des Kommunismus. Thorn ist die Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus, der mit seiner 1543 publizierten Schrift „De revolutionibus orbium coelestium“ das damalige Weltbild auf den Kopf stellte. Thorn wurde im 2. Weltkrieg nicht zerstört und präsentiert sich mit einem mittelalterlichen, schönen Stadtbild. Der Deutsche Ritterorden hatte vor allem für Preussen und Polen eine eminent wichtige Bedeutung. Davon zeugt die Marienburg als damaliger Hauptsitz des Grossmeisters des Ordens. Die Marienburg ist der grösste Backsteinbau der Welt und malerisch am Fluss Nogat gelegen. Die Masuren sind ein Landstrich wie aus dem Bilderbuch, mit endlosen Wäldern, blauen unzählbaren und kristallklaren Seen, langen Baumalleen und einem weiten, leuchtenden Wolkenhimmel, eine Landschaft paradiesisch schön. Die Reisegruppen besuchten auch den Wallfahrtsort „Heilige Linde“ mit einer von den Jesuiten in überschwänglichem Barock gebauten Kirche und einer barocken Orgel. Das Orgelkonzert, das die Reisegruppen in „Heilige Linde“ geniessen durften, war einmalig. Die Reise wurde durch eine Aufführung von Verdis Macbeth im Jahrhundertpalast in Breslau und ein Chopin-Klavierkonzert harmonisch abgerundet. Die ausgezeichnete lokale Reiseführung darf speziell erwähnt werden.
Eine unvergessliche Reise!
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09.09.2014
lic. phil. Katja Senjic Rovelli
Francesco Petrarca - Sein Leben und sein Werk zwischen Fiktion und Realität
Francesco Petrarca (1304-1374) war ein Zeitgenosse von Dante Alighieri (1265-1321) und von Giovanni Boccaccio (1313-1375) - alle drei Väter des Humanismus. Meist hielt sich Petrarca in der damaligen Papstresidenz Avignon auf, da er aus Florenz ausgewiesen wurde. Sein grosses dichterisches Werk sind die Canzoniere, ein Liederzyklus, bestehend aus 366 Gedichten, wovon 317 Sonette. Diese Liedersammlung kann wie eine Fortsetzungsgeschichte der Verehrung seiner angebeteten, unerreichbaren Liebe, der Laura, gesehen werden. Petrarca berichtet in seinem 211. Sonett, dass er Laura am 6. April 1327, einem Karfreitag, in der Kirche Santa Chiara in Avignon getroffen habe. Dies scheint aber ein fiktives Datum zu sein, da es sich in Tat und Wahrheit um einen Montag handelte. Der Karfreitag hatte bei Petrarca eine doppelt symbolische Bedeutung. Einerseits ist im italienischen Wort „venerdi“, das Wort Venus, die Göttin der Liebe, enthalten und zweitens steht der Karfreitag für die Kreuzigung Christi. Das Datum soll also gleichzeitig die göttliche, wie die irdische Liebe ausdrücken. Petrarca wurde im Jahre 1341 auf dem Kapitol in Rom feierlich zum „poeta laureatus“ gekrönt. Das Wort „alloro“ bedeutet im Italienischen Lorbeer und der Name von Laura, Petrarcas Muse, ist ebenfalls in diesem Wort enthalten. Damit kann Petrarcas dichterische Auszeichnung „poeta laureatus“ als Dichter mit dem Lorbeerkranz, aber auch als Dichter der Laura interpretiert werden. Die Referentin ging in ihren Ausführungen auch auf die Erzählung der unerwiderten Liebe des Gottes Apollo zur Nymphe Daphne ein, ein Mythos, der in den Metamorphosen Ovids dichterisch zum Ausdruck kommt. Apollo verkörperte in der Mythologie den Gott des Lichtes und insbesondere den Gott der Dichtkunst. Daphne verwandelte sich in diesem Mythos in einen Lorbeerbaum. Der Lorbeer war Apollo seither heilig. Zum Gedenken an Daphne trug Apollo einen Lorbeerkranz bzw. eine mit Lorbeer geschmückte Leier. Wenn Petrarca die sich ihm ewig entziehende Laura begehrt und poetisch umwirbt und in Laura die wiedergeborene Daphne erblickt, so tut er dies gleichsam als ein neuer Apollo, als ein neuer Gott der Dichtkunst. Hat Laura überhaupt gelebt, oder war die Angebetete lediglich eine dichterische Erfindung? Mit Sicherheit werden wir dies nie wissen. Petrarca aber hat mit seinen Canzoniere eine neue Kunst der Poesie kreiert, die in späteren Jahrhunderten Dichter und Komponisten in ganz Europa inspiriert hat.
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26./27.09.2014
Kunst-Kulturreise in die Ostschweiz
Bei prächtigem Herbstwetter besuchten 31 Teilnehmer des Vortragsvereins Oberwallis auf einer zweitägigen Kulturreise die Ostschweiz. Die erste Destination war das Munotsstädtchen Schaffhausen, das reich geschmückte Häuser mit einer hochmittelalterlichen Bausubstanz sein Eigen nennt. Die Stadt glänzt mit prächtigen Fassaden und einer Vielzahl an Erkern und Halberkern. Das Haus zum Ritter besitzt die bekannteste Fassadenmalerei der Stadt, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit vielen allegorischen Figuren, Szenen aus der antiken Mythologe und der römischen Geschichte dekoriert wurde. Die ehemalige Benediktinerabtei zu Allerheiligen besitzt eine der bedeutendsten romanischen Kirchen der Schweiz. Der grosse Kreuzgang ist ein Kraftort und lädt zu besinnlichem Verweilen ein. Neben dem Kreuzgang befindet sich die „Schillerglocke“, deren Inschrift „vivos voco, mortuos plango, fulgura frango“ (ich rufe die Lebenden, beweine die Toten, breche die Blitze) Friedrich Schiller zu seinem Gedicht „Lied von der Glocke“ inspiriert haben soll. Das Mittagessen wurde mit schönem Blick auf den Rheinfall eingenommen. Das weitgehend erhaltene Brücken- und Klosterstädtchen Stein am Rhein ist eine Perle mit schönen ebenfalls reich bemalten Häuserfassaden, die einen imposanten Eindruck vermitteln. Das ehemalige, direkt am Rhein gelegene Kloster St. Georgen verschafft eine gute Vorstellung vom beschaulichen Leben der Mönche im Mittelalter. Die Reise des Vortragsvereins führte gegen Abend in die Kartause Ittingen, wo in schönen, aber schlicht und modern eingerichteten Klosterzellen übernachtet wurde. Anderntags wurde unter kundiger Führung die ehemalige Kartäuserabtei Ittingen besichtigt. Der Kartäuserorden wurde im 11. Jahrhundert durch den Hl. Bruno gegründet. Die Mönche lebten von der Aussenwelt zurückgezogen, jeder in seiner eigenen Klause. Am Samstagnachmittag fand die Reise ihren krönenden Abschluss mit dem Besuch des Kloster Fischingen, das im Mittelalter auch Pilgern am Jakobsweg als Herberge diente. Das Kloster wurde auf Veranlassung der Herren von Toggenburg im 12. Jahrhundert gegründet. Die Kirche und die Abteigebäude hinterliessen einen prägenden Eindruck und inspirierten zu beschaulichen Gedanken. In der Idakapelle durfte die Reisegruppe einem herrlichen Orgelrezital beiwohnen. An schönen, auch besinnlichen Kunst- und Kulturerlebnissen reicher, erreichte die Reisegruppe am zweiten Reisetag gegen Abend wieder das Oberwallis.
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06.10.2014
NICOLAS EYER M.A.
Die Kolonisation des Mittelmeerraumes durch Griechenland begann im 8. Jahrhundert v. Chr. und wurde durch das Mutterland gefördert und organisiert. Die Kolonien operierten unabhängig, blieben aber mit dem Mutterland stets verbunden. Griechenland als geborene Seefahrernation errichtete viele seiner Kolonien in Meeresnähe. Deshalb entstanden die Kolonien meist ohne kriegerische Auseinandersetzungen mit der ansässigen Bevölkerung, die eher im Innern der kolonisierten Länder zu finden war. Stadtgründungen konnten meist auf unbebautem Boden erfolgen und so entstanden Musterstädte, die schachbrettartig und planmässig nach einem vorgegebenen Schema konzipiert waren. Der Tempelbau hielt sich meist an einen dorischen Stil mit einfacher, und schnörkelloser Bauweise. Viele griechische Kolonien in Sizilien und Unteritalien entwickelten sich zu lebhaften Zentren mit wirtschaftlichem Erfolg und kultureller Blüte. Dies war der Nährboden für viele berühmte Gelehrte, Philosophen und Künstler. Bekannte Persönlichkeiten waren u.a. Platon, der Sizilien mehrmals bereiste, Pythagoras, Archimedes und Empedokles. Pythagoras war Philosoph, Mathematiker und Gelehrter. Er gründete eine eigene Schule und erforschte mit seinem Zahlensystem mathematische Gesetzmässigkeiten, er untersuchte auch musikalische Intervalle und schuf dafür eine wissenschaftliche Grundlage. Sein Lehrsatz des rechtwinkligen Dreiecks trägt noch heute seinen Namen. Er wurde von seinen Schülern sehr verehrt. Die Bemerkung „Er selbst hat es gesagt“ zeigt seine unbestrittene Autorität. Archimedes, eine weitere Geistesgrösse in Sizilien, gab vielen bis heute angewandten Erfindungen seinen Namen. Um seine Person ranken sich unsterbliche Geschichten und Bonmots ("Heureka" bei der Entdeckung des Prinzips des spezifischen Gewichts; der Ausruf „störe mir meine Kreise nicht“, als er durch einen römischen Soldaten bei der Eroberung von Syrakus im Jahre 212 v. Chr. getötet wurde).
Der Referent verstand es, diese interessante und für unsere westliche Kultur eminent wichtige antike Zeit präzis und einprägsam darzustellen. Herzlichen Dank!
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11.11.2014
PROF. DR. MARIO ANDREOTTI
Ausgangspunkt der Ausführungen des Referenten war die Tatsache, dass sich Sprache im Verlaufe der Geschichte stets gewandelt hat und dies auch weiterhin tut. Dabei betonte Andreotti den Unterschied zweier grundsätzlich verschiedener Verwendungsweisen von Sprache: einer kommunikativen, mehr sachlichen Sprache, die im Alltag, aber auch in den Wissenschaften gebraucht und als pragmatisch bezeichnet wird, und einer poetischen Sprache, die sich vor allem in literarischen Texten findet und für die der Begriff fiktional gebraucht wird. Vor etwas über hundert Jahren gaben Vertreter der literarischen Avantgarde den damals von den Naturalisten noch vertretenen Glauben an die Fähigkeit der Sprache, die äussere Wirklichkeit abbilden zu können, auf. Seither findet in der Literatur ein Auflösungsprozess statt, der besonders nach dem zweiten Weltkrieg einen Höhepunkt erreichte. Die literarische Moderne regierte auf die entleerte und missbrauchte Sprache durch Sprachskepsis und Sprachkritik, dadurch, dass sich ihre Sprache aus der Alltagswirklichkeit in die Metapher bzw. Chiffre zurückzog, oder dadurch, dass die gängige Sprache parodiert wurde. Das Problem der klassischen Moderne bestand darin, dass die Dunkelheit ihrer Texte von der Öffentlichkeit nicht mehr verstanden wurde. Dies führte zur Postmoderne und deren Forderung, sich wieder der Alltagssprache anzunähern (Leslie Fiedler: „Überquert die Grenze, schliesst den Graben!“). Dieser neue Realismus schliesst, wie wir es z. B. von Helene Hegemanns oder Charlotte Roches Romanen wissen, weder eine Übernahme derber Jugendsprache noch sexuelle Obszönitäten aus. Der Referent zeigte anhand vieler zitierter Textstellen verschiedenster Autorinnen und Autoren die Sprachentwicklung von ihren Anfängen im Althochdeutschen bis in die Gegenwart und machte deutlich, dass dieser Wandel, sowohl in der Alltagssprache als auch bei den Literaten, noch lange nicht abgeschlossen ist. Jeder Vortrag von Prof. Andreotti ist ein Erlebnis, hat er doch das Talent, mit klaren und eindrücklichen Analysen die Entwicklung der Sprache, ihre Ausdrucksformen und ihre Möglichkeiten im Kontext der Geschichte und des soziologischen Wandels gut verständlich darzustellen und einzuordnen.
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