23. und 30.01.2018
Dr. phil. Jakob Knaus
Musik in den Diktaturen von Hitler und Stalin
Die Diktatoren Hitler und Stalin benutzten die Kunst im allgemeinen und wie der Referent an vielen Beispielen zeigte vor allem auch die Musik, um die Politik und den Wehrwillen in Kriegszeiten in ihrem Sinne zu lenken und die Volksmassen zu mobilisieren. In den Diktaturen des 20. Jahrhunderts wurde genau definiert, welche Musik genehm war und den Wehrwillen nicht zersetzten durfte. Nicht genehme Kunst und Musik wurde als „entartet“ bezeichnet. Viele Künstler, viele Musiker und Komponisten wurden zur Auswanderung und zur Flucht gezwungen, wenn sie nicht mithelfen wollten, die Diktatur zu unterstützen. Dies betraf vor allem jüdische Künstler während der Nazizeit. Einige Komponisten, als Beispiel sei repräsentativ Dimitri Schostakowitsch genannt, die während den dunklen Jahren im Lande verblieben, cachierten den Widerstand in ihrer komponierten Musik und sie konnten so die Zensur unerkannt umgehen. Dies wurde z.T. erst bei eingehender Analyse ihrer Werke zu einem viel späteren Zeitpunkt entdeckt. Der Referent zeigte eindrücklich, dass die beiden Diktaturen in Hitlerdeutschland und in der Sowjetunion bei der Benutzung von Kunst für ihre Zwecke erstaunliche Parallelen aufwiesen. Besten Dank für diesen wichtigen Beitrag zur Musikgeschichte in einer dunklen Zeit.
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13. und 20.3.2018
Michael Zurwerra, lic. phil.
Die Philosophie der griech. Klassik - Die drei grossen Athener: Sokrates, Platon, Aristoteles
Michael Zurwerra stellte an zwei Vortragsabenden die drei grossen Philosophen der griechischen Klassik, Sokrates, Platon und Aristoteles, einem zahlreichen und interessierten Publikum vor. Sokrates (470-399 v. Chr.) hat nichts Schriftliches hinterlassen und seine Gedanken und seine philosophische Hinterlassenschaft wurden von Platon (427-347 v. Chr.) für die Nachwelt aufgezeichnet. Die Methode, mit der Sokrates seine Zuhörer und seine Schüler zu fesseln vermochte, nennt sich Mäeutik (Hebammenkunst), wobei er das, was man zu wissen meint, im Dialog hinterfragte ("Ich weiss, dass ich nichts weiss"). Weil Sokrates angeblich die Götter nicht anerkenne und er die Jugend verderbe, wurde er durch Trinken eines Giftbechers zum Tode verurteilt. Seine letzten berühmten Worte lauteten: "Kriton, wir sind dem Asklepios einen Hahn schuldig, entrichtet ihm den, und versäumt es ja nicht". Mit dem Dialog "Phaidon" hat Platon seinem Lehrer Sokrates ein unvergessliches Denkmal gesetzt. Er nimmt die Abschiedsrede des zum Tod Verurteilten zum Anlass, seine eigene Sicht der Unsterblichkeit der menschlichen Seele darzulegen. Platon gründete eine Schule, die Akademie, die nach ihm fast 1000 Jahre Bestand hatte. Berühmt ist seine Ideenlehre, die vom Gedanken ausgeht, dass die Urbilder einer ewigen, vorbestehenden Wesenheit entspringen. Bekannt ist sein Höhlengleichnis, nach dem Betrachtende nicht eine reale Welt sehen, sondern nur auf einer Wand deren Schatten. Bei der Seele unterschied Platon drei Entitäten: die Vernunft, den Mut und die Begierde. Aufgabe der Vernunft ist die Tugend der Weisheit, Aufgabe des Mutes ist die Tugend der Tapferkeit und Aufgabe der Begierde ist die Tugend der Mässigung. Diese drei Tugenden spiegeln sich auch in seinem Werk über den Staat (Politeia) wider und entsprechen dem Lehrstand, dem Wehrstand und dem Nährstand. Platon beeinflusste mit seinem Werk die gesamte Geschichte der Philosophie bis zum heutigen Tag. Aristoteles (384-322 v. Chr.) war ein Schüler Platons und Erzieher Alexanders des Grossen. In der Philosophie stellt sich Aristoteles gegen seinen Lehrer Platon, weil er das Wesen der Dinge nicht in Urbildern, sondern in den Dingen selbst sieht. Ausser der Logik war das Werk von Aristoteles während Jahrhunderten nicht mehr bekannt und kam erst über Boetius (480-524) und Averroes (1126-1198) wieder ins Bewusstsein der abendländischen Philosophie und wurde zu einer philosophischen Säule der Scholastik. Neben der Logik des Aristoteles, müssen vor allem sein naturwissenschaftliches Werk, seine Metaphysik, seine Ethik und seine Staatslehre erwähnt werden. Die philosophische Bedeutung von Aristoteles hält bis zum heutigen Tag an. Michael Zurwerra verstand es, in klarer und anregender Weise diese wichtige philosophische und bedeutende Zeit darzulegen. Der Vortragsverein ist ihm zu grossem Dank verpflichtet !
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10.4.2018
Dr. Ariane Koller, M.A.
Epochen der Kunstgeschichte: Die Klassische Moderne
Die Klassische Moderne mit ihren Wegbereitern van Gogh, Paul Gauguin, Cézanne, Seurat, Munch umfasste in der Zeit von 1870 bis 1960 die verschiedensten Kunstströmungen. Die Künstler wollten nicht mehr die Realität abbilden, sondern versuchten mit ihrer Kunst den Sinn hinter der Wirklichkeit zu sehen. Zudem war die Kunst ein Aufbegehren und eine Kluft zwischen den Künstlern und dem Bürgertum. Es bildeten sich Künstlergruppen, wie Die Brücke mit Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff u.a., Der Blaue Reiter mit Franz Marc und Wassily Kandinsky, die Wiener Moderne mit Egon Schiele, Gustav Klimt und Oskar Kokoschka. Wassily Kandinsky und.andere wollten, losgelöst von der Natur, nicht mehr Gegenständliches sondern Abstraktes mit Formen und Farben ausdrücken und waren die Wegbereiter der Abstrakten Kunst. Die Klassische Moderne umfasst demnach die verschiedensten Stilrichtungen: Expressionismus, Kubismus, Fauvismus, Surrealismus, Dadaismus und viele andere. Der Spanier Pablo Picasso, in Paris tätig, machte bereits 1907 mit seinem Bild Les Demoiselles d’ Avignon auf sich aufmerksam und war der Repräsentant der Klassischen Moderne. Sein Bild Guernica, das die Schrecken des Spanischen Bürgerkriegs künstlerisch darstellt, ist wie kein anderes Gemälde Sinnbild und Ausdruck für die Unmenschlichkeit des Krieges. Picasso zeigt auch wie kaum ein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts die Vielfältigkeit der diversen Stilrichtungen. Ins Gästebuch des Vortragsvereins schrieb die Referentin ein Zitat von Peter Weibel: "Die Aufgabe der Kunst besteht darin, Türen zu öffnen, wo sie keiner sieht." Danke für den exzellenten Vortrag!
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15.5.2018
Prof. Dr. Christian Wüthrich
Ist unsere Wirklichkeit letztlich weder räumlich noch zeitlich?
Vortrag zusammen mit der Naturforschenden Gesellschaft Oberwallis
Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie geht davon aus, dass wir uns in einem Raum-Zeit-Kontinuum bewegen. Nun zeigt sich aber, dass die Allgemeine Relativitätstheorie nicht ausreicht, um unser Universum zur Gänze zu erklären. An diesem Punkt kommt die sogenannte Quantengravitation ins Spiel, eine noch in Entwicklung befindliche Theorie, die diese Verständnislücken zu schliessen versucht – und dabei neue Probleme aufwirft.
In seinem brillanten Vortrag versuchte der Physiker und Philosoph Prof. Dr. Christian Wüthrich von der Universität Genf einen Einblick in seine diesbezügliche Forschung zu geben. Erste Ergebnisse daraus sollen im kommenden Jahr denn auch in Form eines Buchs publiziert werden, an dem er gemeinsam mit dem amerikanischen Philosophen Nick Huggett arbeitet.Bei all ihren Stärken besteht das Hauptproblem der Quantengravitation darin, dass sie letzten Endes ohne Zeit und Raum auszukommen scheint – diese beiden Kategorien sind ihr zufolge also nicht fundamental gegeben. Doch eine Welt, die nicht durch Raum und Zeit geordnet ist, können wir uns kaum vorstellen. Mehr noch: Wenn wir anhand von Messungen in Raum und Zeit eine Theorie wie die Quantengravitation beweisen wollen, welche die Existenz von Raum und Zeit selbst ausschliesst, ergibt sich schliesslich ein nicht aufzulösendes Paradox. Prof. Wüthrich brachte die Problematik anhand eines Beispiels auf den Punkt: Auch wenn ein Mensch im Verlauf seines Lebens viele charakterliche und körperliche Veränderungen durchmacht, auch wenn die Zellen seines Körpers über all die Jahre komplett ausgetauscht werden, würden wir doch sagen, dass dieser Mensch immer noch derselbe ist. Wir gehen also von einer Art von Identität aus. Diese könnte man auch als einen «Raum-Zeit-Wurm» beschreiben, indem sich ein Kontinuum in Raum und Zeit zwischen dem früheren und dem jetzigen Menschen feststellen lässt. Wenn nun aber Raum und Zeit nicht existieren, wirft das entsprechend schwerwiegende philosophische Probleme auf. Es stellt sich somit die Frage: Wie können Raum und Zeit, ohne die wir uns unsere Alltagswelt nicht vorstellen können, «gerettet» werden? Prof. Wüthrichs These, die er dem zahlreich anwesenden Publikum trotz der Komplexität der Materie anschaulich und gut verständlich näherbrachte, besteht nun darin, dass Raum und Zeit zwar keine fundamentalen Eigenschaften sind, sondern sogenannt emergente. Das heisst, dass Raum und Zeit aus dem Zusammenspiel der verschiedenen Elemente entstehen, ohne dass sie in den einzelnen Elementen angelegt wären. Dies würde erklären, weshalb Raum und Zeit existieren, obwohl sie in den grundlegenden Gleichungen der Quantengravitation keine Rolle zu spielen scheinen. Würde es gelingen, zu beweisen, dass Raum und Zeit emergent sind, würde dies nichts anderes als die Möglichkeit unserer Erkenntnis sichern- Noch eines zeigte Christian Wüthrich in seinem Referat auf: Physik und Philosophie sind viel enger miteinander verschränkt, als man meinen möchte. So sind denn beide Disziplinen gefordert, miteinander Grundlagenforschung zu betreiben. Ob diese Anstrengungen eines Tages von Erfolg gekrönt sein werden, ist wohl nur eine Frage der Zeit; doch der Weg dorthin ist nichtsdestotrotz ungemein faszinierend! (Text und Kommentar Nicolas Eyer)
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5.6.2018
Stefan Truffer, M.A.
Florentiner Bankiers und ihre Kunstwerke
Der Referent konnte in seinem Vortrag aufzeigen, dass Kunstwerke immer etwas über den Auftraggeber aussagen und das Selbstbild und die Bedeutung dieser Person unterstreichen. Im Florenz des Spätmittelalters wollte man zusätzlich durch Stiftungen und kirchliche Spenden für das eigene Seelenheil vorsorgen. Florenz wurde reich mit dem Wollhandel und den zahlreichen Niederlassungen von Florentiner Kaufhäusern in ganz Europa. Genf spielte lange Zeit auch als florentinischer Finanzplatz eine überragende Rolle. Italienische Kaufleute hielten sich seit dem 13. Jahrhundert in Genf auf. Höhepunkt der Handels- und Finanzmessen in Genf datieren um das Jahr 1450. Dies zeigt sich am damaligen Mäzenatentum in Genf und dem Bau bzw. Unterstützung wichtiger kirchlicher Projekte (Chapelle de Notre-Dame du Rhône, Couvent franciscaine de Rive, Monastère de Rive). Besonders waren Florentiner Bankiers eingebunden in die Finanzen des Vatikans. Dies gab ihnen eine überragende Stellung und ermöglichte ihnen in der Frührenaissance ein einflussreiches Mäzenatentum aufzubauen. Die Medici-Familie und ihre Vertreter (wichtigster Repräsentant Cosimo de Medici 1389-1464) taten sich als Mäzene besonders hervor. Alle Welt sollte an Palästen und Kunstwerken ersehen können, dass die Medici eine besondere und einflussreiche Familie waren. Ein wichtiger „Generalmanager“ im Dienste der Medici war Giovanni d’ Amerigo Benci (1394-1455). Dies wird durch berühmte und bekannte Kunstwerke, die „Verkündigung“ von Filippo Lippi (alte Pinakothek München) oder den Familienpalazzo in der Via de’ Benci in Florenz bezeugt. Benci war auch mit Leonardo da Vinci und Marsilio Ficino befreundet. Das Verlobungsbild seiner Enkelin Ginevra, gemalt von Leonardo, ist das einzige Bild Leonardo da Vincis in Amerika (Gallery of Art in Washington). Der Referent kam in seinem Vortrag auch auf die Alte Sakristei San Lorenzo in Florenz zu sprechen. Diese diente den Medici als Memorialkapelle und sollte die aussergewöhnliche Stellung der Medici versinnbildlichen. Nur die besten und herausragensten Künstler sollen den Ruhm dieser Familie in die damalige Welt tragen (Donatello, Brunelleschi, Leonardo). Besonders eindrücklich kommt die Selbstdarstellung des ganzen Medici-Clans im Fresco von Domenico Ghirlandaio von 1485 „Papst Honorius III. billigt die Ordensregel der Franziskaner 1223“ zur Darstellung. Stefan Truffer verstand es in einem gut strukturierten, lebendigen und fundierten Vortrag den interessanten Zusammenhang zwischen Kunstwerk und Mäzenatentum der damaligen Frührenaissance in Florenz einem interessierten und zahlreichen Publikum näherzubringen. Herzlichen Dank!
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23.6.2018
Portugalreisen 9.-16. und 16.-23. Juni 2018
Die Kulturreise führte zwei Gruppen des Vortragsvereins Oberwallis dieses Jahr im Juni nach Portugal. In Lissabon standen der Torre de Belem, das Hieronimuskloster mit der Kirche Santa Maria de Belém und das Castelo de São Jorge auf dem Programm. Das Hieronimuskloster wurde in typisch manuelinischem Baustil errichtet und ist Teil des Weltkulturerbes. König Manuel (1469-1521) und seine Gattin ruhen in der Kirche in prächtigen Sarkophagen. Auch ein dekoratives Grabmal für Vasco da Gama unter der Empore von Santa Maria de Belém war zu bewundern. Der prachtvolle königliche Palácio Real de Queluz mit seinem entzückenden Garten und die Sommerresidenz der portugiesischen Könige in Sintra erfreuten die Reiseteilnehmer am Beginn der Reise. Ein Fadoabend in der Altstadt Alfama und die sehenswerte Kunstsammlung Gulbenkian standen ebenfalls auf dem Programm. Der Palácio Nacional de Mafra ist die grösste Schloss- und Klosteranlage Portugals und wurde am dritten Reisetag besucht. Obidos, das Dorf der Königinnen, besitzt eine sehenswerte und intakte Stadtmauer und eine hübsche Einkaufsstrasse mit portugiesischen Handwerksarbeiten. Das Kloster und die Kirche von Alcobaça zählen europaweit zu den eindrucksvollsten und schönsten Zeugnissen zisterziensischer Baukunst. Obwohl fast 900 Jahre alt, sind die mittelalterlichen Gebäudeteile vollständig erhalten, und die Klosterkirche ist das größte frühgotische Gotteshaus, das im Mittelalter in Portugal erbaut wurde. In den beiden Armen des Querschiffes kann man zwei Meisterwerke mittelalterlicher Steinmetzkunst bewundern: die Grabmäler von König Pedro I. (1357-67) und Inês de Castro, die so aufgestellt wurden, dass sich die Liebenden am Tag der Auferstehung direkt in die Augen blicken können. Das Kloster von Batalha ist ein Dominikanerkloster in der Stadt Batalha und stammt aus dem 14. bis 16. Jahrhundert. Es wurde zum Dank für den Sieg Portugals über das Königreich Kastilien in der Schlacht von Aljubarrota im Laufe von circa 150 Jahren errichtet und 1983 als Weltkulturerbe anerkannt. In einer wunderschönen Grabkapelle befinden sich die Sarkophage der Stifter, König Johanns I (1357-1433) und seiner Gattin Philippa aus Lancaster. Ebenfalls beherbergt der Bau das Grabmal von Heinrich dem Seefahrer, dem Sohn des Stifterpaares. Der Convento de Cristo (deutsch Christuskloster) in Tomar ist eine 1162 von Tempelrittern gegründete ehemalige Wehr-Klosteranlage. Ihr Kernstück ist die alte Rundkirche, die im Inneren einen weiteren oktogonalen Bau beherbergt. Vorbild für den Bau war die Heilig-Grab-Rotunde in Jerusalem. Die Reisegruppen besuchten ebenfalls die Stadt Coimbra mit seiner berühmten Universität. Besonders die Alte Bibliothek in prächtigem barockem Baustil beeindruckt durch die Opulenz der prachtvollen Räume. Porto mit seinen Weinkellereien, seinen Brücken, der schönen Kathedrale, der Franziskanerkirche ist eine lebendige und schöne Stadt an der Mündung des Douro und am Atlantik gelegen. Zu grossem Dank verpflichtet sind die Reisegruppen der professionellen, vorzüglichen lokalen, perfekt Deutsch sprechenden, portugiesischen Führung durch Teresa. Die schöne, geschichtsträchtige, auch kulinarisch überzeugende Reise werden die „Conquistadores“ aus dem Oberwallis nicht so schnell vergessen.
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28.8.2018
Dr. phil. Christiane Jungius
Händels Rinaldo und seine Bedeutung für die Musikpflege in England
Einführung zur Freilichtaufführung "Rinaldo" im Hofe des Stockalperschlosses Brig durch das Kammerorchester CONCERTINO
Georg Friedrich Händel (1685 – 1759) knüpfte über Georg Philipp Telemann (1681 – 1767) und Johann Mattheson (1681 – 1764) erste Kontakte zur Oper. Nach Lehr- und Wanderjahren in Italien bekam er eine Einladung an den Hof des Kurfürsten Georg Ludwig in Hannover. In London erhielt er in der Folge eine Anstellung für das Auftragswerk „Rinaldo“. Händel begründete mit diesem Werk eine Tradition der italienischen Oper in London, die 30 Jahre Bestand haben sollte. Die Referentin zeigte eindrücklich das bewegte Leben Händels in London: Zunächst arbeitete Händel am Königlichen Theater Haymarket. Nach der Gründung der Royal Academy of Music komponierte Händel für diese Institution mehrere Opern. Später führte er als sebstständiger Unternehmer im Covent Garden mehrere Werke auf. Im April 1737 erlitt Händel einen Schlaganfall und litt zeitweilig an einer Paralyse der rechten Hand. Nach einer Kur war er erneut für das King’s Theatre (Haymarket) tätig. 1739/40 wechselte er an das Lincoln’s Inn Field Theatre, wo er in der ersten Saison nur Oratorien und Konzerte dirigierte. Er versuchte auch, seinen Einfluss mit einem Gastspiel bis nach Dublin auszuweiten. Die Referentin ging im Laufe ihres Referats alsdann auf die Entwicklung der Oper allgemein ein: Ende des 16. Jahrhunderts sind erste Ansätze bei der Florentiner Camerata ersichtlich. Claudio Monteverdi (1567 – 1643) integrierte die in seinen Madrigalen erprobten Prinzipien in seine erste Oper „L’ Orfeo“ (1607). Ab 1670 wird Venedig mit der „venezianischen Oper“ zum Opernzentrum Norditaliens. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Oper zu einer Opera seria und zu einer Opera buffa. Die Opera seria arbeitet mit einem fest vorgegebenen Rollengefüge und musikalisch mit einer Abfolge von Rezitativ und Arie. Rinaldo, die als Freilichtoper im Stockalperhof aufgeführt wird, war die erste in London komponierte Oper Händels. Das Libretto basiert auf Torquato Tassos Kreuzfahrer-Epos „La Gerusalemme liberata“. Tassos Verse dienten Aaron Hill als Vorbild für Rinaldo. Für die Komposition brauchte Händel durch Zeitersparnis des Parodieverfahrens nur etwa 14 Tage. Die Uraufführung fand am 24. Februar 1711 im Queen’s Theatre statt.
Herzlichen Dank an Frau Dr. Jungius für die interessante Darstellung der Geschichte der Oper mit besonderer Berücksichtigung des Opernkomponisten Georg Friedrich Händel und seiner Oper „Rinaldo“.
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18.9.2018
Prof. Dr. phil Angelo Garovi (Vortrag) und Hilmar Gertschen (Orgelkonzert)
MUSIK NACH DER REFORMATION
Am Konzil von Basel (1431 – 1449) spielte Musik eine wichtige Rolle, wobei die mehrstimmige englische und frankoflämische Musik ihren Einfluss geltend machte. Diese für die europäische Musikgeschichte wichtige Zeit hatte grossen Einfluss auf die Entwicklung der nachfolgenden postreformatorischen Musik. Ab 1520 breitete sich in Bern, Basel, Zürich und Genf die Reformation aus. Ulrich Zwingli verbot aus theologischen Gründen Orgelspiel und Kirchengesang. Martin Luther förderte dagegen in Deutschland die Kirchenmusik. Er steuerte für den Gottesdienst noch heute gesungene Kirchenlieder und andere Kompositionen bei. Ohne die protestantische postreformatorische Kirchenmusik wären viele Bach’sche Kompositionen undenkbar. Der Einfluss der Reformation auf die Musikgeschichte lässt sich bei vielen, auch bekannten Komponisten, bis heute verfolgen. Der Referent verstand es vorzüglich, diesen interessanten Aspekt der kirchlichen Musikgeschichte einem interessierten Publikum näher zu bringen. Im Anschluss an den Vortrag hatten die Vortragsbesucher das Vergnügen, in der Kollegiumskirche einem Orgelkonzert zum Thema, gespielt durch Hilmar Gertschen, beizuwohnen. Es war nicht nur interessant den vorreformatorischen Klängen zuzuhören, sondern auch die Entwicklung der Kirchenmusik während den letzten 500 Jahren zu bewundern und den meisterhaft gespielten Melodien zuzuhören. Der Vortragsverein dankt dem Referenten, Prof. Dr. Angelo Garovi, für die klare geschichtliche und eindrückliche Präsentation und dem Organisten Hilmar Gertschen für das wunderschöne Orgelkonzert.
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18.9.2018
PD Dr. Alexander Eggel
DIE SUCHE NACH DEM MEDIZINISCHEN JUNGBRUNNEN
Seit jeher beschäftigte das Altern und auch die Suche nach dem Jungbrunnen und nach der Quelle des ewigen Lebens die Menschheit. Das Thema ist auch Literatur geworden, denken wir nur an Goethes Faust, wenn Mephisto Faust die ewige Jugend und alle Schätze dieser Welt verspricht. Oder denken wir an Oscar Wildes Bildnis des Dorian Gray. Auch in der Arthuslegende mit dem heiligen Gral wird das Thema behandelt. Der Maler Lucas Cranach hat in einem seiner Gemälde einen Jungbrunnen dargestellt, so wie der mittelalterliche Mensch ihn sich vorgestellt hat.
PD Dr. Alexander Eggel legte in seinem eindrücklichen und mit klaren Worten und Darstellungen präsentierten Vortrag dar, dass der Alterungsprozess multifaktoriell ist. Das Durchschnittsalter sowohl von Männern wie von Frauen nimmt ständig zu. Dies ist sicherlich besseren hygienischen Verhältnissen und auch der Ernährung zu verdanken. Neben genetischen und epigenetischen Ursachen für den Alterungsprozess spielen eine Vielzahl anderer Faktoren, wie Kalorienreduktion, im Alter abnehmende immunologische Prozesse, Botenstoffe usw., eine Rolle. Die Chromosomen besitzen an ihren Enden sogenannte Teleomere, die bei jeder Zellteilung verkürzt werden und somit eine begrenzte Replikationsfähigkeit der Zellen bewirken. Die Wissenschaft versucht das Altern so zu beeinflussen, dass der Mensch bis ins hohe Alter gesund bleiben kann und die altersbedingte Krankheitszeit verkürzt wird. Der Referent konnte eindrücklich auch von eigenen Experimenten berichten, wo körpereigene Botenstoffe identifiziert werden konnten, die für den Alterungsprozess verantwortlich sind. Jedermann kann durch eine gesunde Lebensweise auch selbst dazu beitragen bis ins hohe Alter gesund zu bleiben: viel Bewegung, eine gesunde Ernährung, Impfschutz usw. Der Vortragsverein dankt dem Referenten herzlich für das interessante und aktuelle, bestens vorgetragene Referat.
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9.11.2018
TAGESAUSFLUG ABTEI ST. MAURICE
Am Tagesausflug in die Abtei St. Maurice nahmen gegen 50 Mitglieder des Vortragsvereins Oberwallis teil. St. Maurice gilt als ältestes Kloster des Abendlandes und feierte im Jahre 2015 sein 1500-jähriges Bestehen. Als religiöses und kulturelles Erbe ist das Kloster von unschätzbarem Wert. Seine Geschichte geht auf Mauritius und die Thebäische Legion zurück. Mauritius, ein römischer Offizier und Christ, stammte ursprünglich wahrscheinlich aus Theben, dem heutigen Luxor, in Ägypten. Es heisst, dass er gemeinsam mit seiner Truppe Ende des 3. Jahrhunderts den Märtyrertod gestorben sei, da er sich dem Befehl des Kaisers, gegen die Christen vorzugehen, widersetzt hatte. Die sterblichen Überreste der Männer wurden zu einem Heiligtum in einem Felsen nahe des Ortes Saint-Maurice gebracht. Anfang des 6. Jahrhunderts liess König Sigismund von Burgund in Saint-Maurice ein Kloster errichten. Das Jahr 515 war somit das Gründungsjahr der ältesten Schweizer Abtei. Die ausgezeichnete, einfühlsame Führung durch die beiden Augustiner Chorherren Cyrille Rieder und Thomas Röder machte auf die Ausflugsteilnehmer des Vortragsvereins eine nachhaltigen Eindruck.
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20.11.2018
lic. phil. Charles Stünzi
BLUT SCHREIT NACH BLUT. DIE RACHE AN SICH, IN DER LITERATUR UND INSBESONDERE IN SHAKESPEARES HAMLET
Nach der Definition und Deutung des Begriffs Rache zeigte der Referent bei einer literarischen Reise durch die Weltgeschichte, wie die bedeutendsten Dichter und Denker sich zu diesem Thema geäussert haben. Man kann zum Glück feststellen, dass seit dem alttestamentarischen „Auge um Auge“ und „Zahn um Zahn“ der Rachegedanke vor allem im Bereich der Zivilgesellschaft und der Religion sich in sanfteren Ebenen bewegt. Der Rächer, der Selbstjustiz übt, wird in einem zivilisierten Rechtsstaat durch die Justiz verfolgt, denn das Machtmonopol liegt beim Staat. Viele literarische Werke wenden sich dem Thema Rache zu, teilweise in sehr grausamer und blutiger Weise, beginnend in der Mythologie (zum Beispiel in Homers Ilias bzw. im Trojanischen Krieg), dann auch im Mittelalter bei „Wieland der Schmid“ oder im Nibelungenlied. Auch in der neueren deutschen Literaturgeschichte wird das Thema z.B. bei „Michael Kohlhaas“ oder bei Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ behandelt. Der Referent kam sodann auf Shakespeare zu sprechen und konnte aufzeigen, dass die Rachetragödie bereits in der Antike angedacht und reichhaltig dargestellt wurde, nämlich durch den Dramatiker, Philosophen und Staatsmann Seneca den Jüngeren. Bei Shakespeares Tragödien kommen viele grausame und dem Zuschauer nur schwer zumutbare Szenen vor, am ausgeprägtesten bei Titus Andronicus. Im elisabethanischen Zeitalter befassten sich neben Shakespeare auch andere Dichter mit dem Thema Rache, wie das von Thomas Sackville, dem 1. Earl von Dorset, und Thomas Norton 1561 geschriebene Stück Gorboduc, die erste in englischer Sprache geschriebene Tragödie überhaupt. Auch Thomas Kyd, ein bedeutender Vorgänger von Shakespeare, darf mit der damals äusserst populären Rachetragödie "The Spanish Tragedy" und der Hauptfigur Hieronymo erwähnt werden. Shakespeares Prinz Hamlet schliesslich ist zwar auch ein Rächer, aber er ist noch viel mehr als das. Das Stück Hamlet ist ebenfalls eine Rachetragödie, aber ohne die von Seneca bis zu Thomas Kyd führende Tradition kaum vorstellbar. Prinz Hamlet ist eine schillernde Figur mit vielen Facetten und Seiten, die sich zum Teil auch widersprechen. Shakespeare vollendet bzw. vervollständigt mit Hamlet, was Kyd mit Hieronymo begonnen hat: Er zeigt ein menschliches Individuum als komplexes, letztlich rätselhaftes, ja widersprüchliches Wesen, welches erst noch bewusst verschiedene Rollen spielt. Der Vortragsverein dankt dem Referenten lic. phil. Charles Stünzi ganz herzlich für das ausgezeichnete, perfekt recherchierte Referat zum Thema Rache.
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