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18.9.2021

BESICHTIGUNG DER NEU RENOVIERTEN WALLFAHRTSKIRCHE GLIS

 

Knaus

35 Mitglieder des Vortragvereins liessen sich unter kundiger Führung durch Frau Gabriele Armangau anlässlich der Besichtigung der neu gestalteten Wallfahrtskirche von Glis begeistern. Bereits anfangs des 7. Jahrhunderts stand in Glis am Standort der jetzigen Kirche ein erstes Gotteshaus, bzw. ein Baptisterium. Von 1648 bis 1668 liess der Grosse Stockalper (1609-1691) durch die Brüder Bodmer die heutige mächtige, barocke Pfeilerbasilika errichten. Eine offene Arkadenvorhalle wurde zwischen 1660 und 1670 diesem Frühbarockschiff angefügt. Vorgängig zeugten bereits romanische und gotische Elemente von der langen Entstehungsgeschichte der Kirche. Den gotischen prächtigen Hochaltar aus dem Jahre 1480 gestaltete der Basler Bildhauer Heinrich Isenhut mit Statuen von Maria, der hl, Katharina, dem Apostel Johannes, der hl. Barbara und dem hl. Georg. Die Altarflügel zeigen die Geburt Christi und die Anbetung der Könige. Mit der baulichen Neugestaltung der Gliser Kirche unter Kaspar Stockalper erhielt die Kirche einen barocken Altar, der in Domodossola gefertigt wurde. Der gotische Flügelaltar verschwand damals aus der Kirche und wurde stückweise im Kirchturm eingelagert.. Im Jahre 1904 fand der gotische wiederhergestellte Flügelaltar erneut seinen Platz in der Kirche. Neben Münster im Goms und dem gotischen Hochaltar in der Churer Kathedrale besitzt Glis einen der schönsten gotischen  Altäre der Schweiz. Der ehemalige barocke Hochaltar steht nun seit 1906 im elsässischen Bollweiler. Der linke Seitenaltar stellt die hl. Anna selbdritt dar und ist eine Stiftung von Georg Supersaxo (1450-1529), der auf der Rückseite des Altars auch mit seiner Gattin und seinen 23 Kindern dargestellt ist. Der rechte Anton-Curten-Seitenaltar zeigt eine prächtige Pietà. Man nimmt an, dass beide Altäre vom Künstler Albrecht von Nürnberg 1520 geschaffen wurden. Die ganze Kirche wurde kürzlich renoviert und neu gestaltet. Die feierliche Neueinweihung fand an Mariae Himmelfahrt 2021 durch Bischof Jean-Marie Lovey statt.

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Fotos Pers 


25.10.2021

Pfarrer Tillmann Luther

RHETORIKVORTRAG: "SO WERDEN SIE EIN GUTER REDNER"

 

Knaus

Nach einer längeren Covid-bedingten Pause nahm der Vortragsverein Oberwallis mit einem Referat zum Thema Rhetorik seine Vortrags-Aktivität wieder auf. Der Referent, Tillmann Luther, beliebter und angesehener Pfarrer in Visp, wurde im Jahre 2013 in Budapest Europameister im Stegreifreden. Er lehrt an diversen Institutionen die Redekunst und ist somit für dieses Thema bestens gerüstet. In seinem Vortrag hielt er sich an das Motto des Rhetorikclubs Bern, dessen Mitbegründer er ist, «Gute Redner werden  nicht geboren, sie werden gemacht». Wie kann man vor einem Publikum überzeugend auftreten? Mit welchen Tricks und rhetorischen Mitteln wird die Zuhörerschaft gefesselt, welche Fehler sollten bei einer guten Rede vermieden werden? Wie sieht ein Redeanfang und ein fulminantes Ende aus? Ein guter Redner muss sein Publikum mit authentischen, perfekten und spannenden Stilmitteln zu überzeugen versuchen. Dieses ist dem Referenten mit seinem exzellenten, auch körpersprachlich meisterhaften Vortrag bestens gelungen. Die Zuhörerschaft des Vortragsvereins hat ihm mit einem kräftigen Applaus herzlich gedankt.




22. und 29. Novermber 2021

lic. phil. Diether Demont

DEUTSCHE LITERATURGESCHICHTE: ALTHOCHDEUTSCH BIS BAROCK

 

Knaus

Vom «Abrogans» zum «Simplicissimus»

Der Referent, früherer Lehrer am Briger Kollegium für die Fächer Deutsch, Latein und Geschichte, spannte in seinen beiden inhaltlich dichten Vorträgen einen Bogen von den frühesten schriftlichen Zeugnissen deutscher Sprache bis hin zu Grimmelshausens Schelmenroman «Der abenteuerliche Simplicissimus» von 1669. Beim ersten Buch in deutscher Sprache, dem «Abrogans», welcher in der Stiftsbibliothek von St. Gallen aufbewahrt wird, handelte es sich noch um ein Wörterbuch. Lange Zeit führte das Althochdeutsche gegenüber der Bildungssprache Latein nämlich ein Nischendasein. Die wenigen althochdeutschen Aufzeichnungen jener Zeit waren mehrheitlich Übertragungen geistlicher Texte aus dem Lateinischen. Texte wie die «Merseburger Zaubersprüche» aus dem 8. oder der «Wurmsegen» aus dem 9. Jahrhundert zeigen zudem deutlich den allmählichen Übergang von einer heidnisch-germanischen zu einer christlichen Weltsicht.

Orte der literarischen Produktion im Frühmittelalter waren primär die Schreibstuben der Klöster. Wie Diether Demont treffend anmerkte, herrschte eine Art Mangelwirtschaft. Pergament war wertvoll, so dass es liturgischen Texten vorbehalten blieb. Deutschsprachige Literatur kam höchstens als Füllsel in lateinischen Werken vor oder ist auf Palimpsesten (abgeschabte und erneut beschriebene Blätter) erhalten geblieben. Erst im Verlauf des Hochmittelalters verlegte sich die literarische Produktion an die Fürstenhöfe, womit eine Stärkung des Deutschen einherging. Themen dieser höfischen Literatur, die meist von Laiendichtern geschrieben wurde, waren nun ritterliche Tugenden wie Tapferkeit, Gerechtigkeit und Weisheit.

In diese Zeit fällt die mittelhochdeutsche Niederschrift des Nibelungenlieds, das keine Neuschöpfung darstellt, sondern den Versuch, verschiedene präexistente Erzählstränge zu einem Grossepos mit einheitlicher Form zu verbinden. Auch der «Parzival» von Wolfram von Eschenbach datiert aus dieser Periode. Letzterer war, wie der Referent aufzeigte, mit seiner durchaus nicht negativen Darstellung des Ehebruchs für seine Zeit sehr gewagt. Gleichzeitig gab der «Tristan» den Ton für die Minnelyrik an, die eine Art hoch ritualisierte Liebesdichtung darstellte. Ziel war hier nicht der Ausdruck romantischer Gefühle, sondern eines ritterlichen Ideals.

Oswald von Wolkenstein (1377-1445) war bereits in vielerlei Hinsicht ein Renaissancemensch. In seinem vielfältigen dichterischen und musikalischen Werk tritt das höfische Leben zugunsten des bäuerlichen allmählich zurück, die «einfachen» Leute geraten in den Vordergrund. Dies akzentuierte sich in der Folge auch durch das Aufkommen des Buchdrucks, der Brille und nicht zuletzt auch der Reformation, welche die Volks- definitiv zur Literatursprache machten und die Verbreitung der Literatur beförderten. Dies zeigt sich etwa in Sebastian Brants «Narrenschiff», einer Moralsatire, die 1494 in Basel gedruckt wurde. Der Gelehrte Erasmus von Rotterdam legte eine regelrechte Tellerwäscherkarriere hin, welcher diejenige Thomas Platters kaum nachstand. Thomas Platter, geboren Ende des 15. Jahrhunderts in Grächen, stieg vom Viehhirten bis zum vielbeachteten Gelehrten und Drucker in Basel auf. Martin Luthers Bibelübertragung ins Deutsche schliesslich begründete endgültig den Siegeszug der deutschen Sprache.

Die katholische Kirche konterte die reformatorischen Bestrebungen mit der Gegenreformation. Im Barock entwickelte sich daraus die sogenannte Vanitas-Dichtung, welche die Hinfälligkeit alles Irdischen betonte. Dennoch war die Barockzeit überhaupt nicht sinnenfeindlich. Dies wird nicht bloss in der bildenden Kunst deutlich, sondern auch in dem Schelmenroman schlechthin, dem 1669 erschienenen «Simplicissimus» von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Zwischen ihm und dem «Abrogans» liegen neunhundert Jahre, in denen die deutsche Literatur sich auf bemerkenswerte Weise entwickelte. Es ist Diether Demonts Verdienst, dem interessierten Publikum diese Entwicklung klar und anhand vieler Beispiele aufgezeigt zu haben. (Zusammenfassung durch Nicolas Eyer)

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